Soziale Software – Spiele mit Zweck

Auch in den Geisteswissenschaften beteiligen sich Bürger an der Forschung, manchmal spielerisch

Soziale Software vom Typ „games with a purpose" (GWAP, „Spiele mit Zweck") zielt darauf ab, ein breites Publikum zu erreichen und das Wissen der Mitspieler nutzbar zu machen. Unter Verwendung von Plausibilitätskontrollen werden Internetanwendungen dieser Art seit einiger Zeit auch im wissenschaftlichen Bereich erfolgreich eingesetzt, etwa zur Verschlagwortung von Bilddatenbanken (Artigo).

Den Ausgangspunkt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts bilden zwei prototypische Anwendungen: die eine (Artigo) erweitert die kunsthistorische Analyse von Bildern, die andere (Metropolitalia) dient der Erhebung von Daten und Metadaten für die romanische Sprachwissenschaft.

Die Kunstgeschichte arbeitet mit den originalen Kunstwerken, häufig aber auch mit Reproduktionen davon. Diese Reproduktionen werden heute in umfangreichen elektronischen Repositorien vorgehalten und können leicht in die Millionen gehen. Was machen wir, um diese Reproduktionen wiederzufinden, und zwar möglichst nach den unterschiedlichsten Kriterien geordnet? Manchmal wollen wir Bilder finden, die einen spezifischen Inhalt oder eine spezifische Form haben. Da die Möglichkeiten, über den Computer direkt auf die Reproduktion zuzugreifen, noch sehr beschränkt sind, vergeben wir Schlagworte, sogenannte Metadaten. Das ist ein sehr zeitraubendes Geschäft und kann am besten von einer großen Anzahl von Mitarbeiter/innen übernommen werden. Um diesen Beitrag bitten wir Sie mit diesem Spiel.

Aber wir wollen nicht nur etwas von Ihnen, sondern bieten Ihnen auch etwas: Unterhaltung einerseits, aber auch Belehrung, denn Sie werden eine Menge über die Werke der Künstler lernen, die wir Ihnen hier vorführen. Und Sie werden dann mit den von Ihnen gelieferten Beschreibungen auch selbst arbeiten können.

ARTigo ist ein online-Spiel, mit dem die Öffentlichkeit eingeladen wird, Annotationen für Kunstwerke abzugeben. In einminütigem Rhythmus werden Bilder aus der europäischen und außereuropäischen Kunstgeschichte vorgestellt, zu denen Sie in Konkurrenz mit einem Ihnen unbekannten, irgendwo im Internet zugeschalteten Mitspieler Beschreibungen eingeben können, die später dann zur Suche nach den Werken verwendet werden. Ihrer Phantasie ist dabei keine Grenze gesetzt. Sie können Begriffe verwenden, die sich auf Inhalt und Form beziehen, besonders interessant wären auch solche, die die Anmutungsqualitäten der Werke betreffen. Die einzige Qualitätskontrolle besteht darin, dass wir diese Begriffe nur dann akzeptieren, wenn sie von dem Mitspieler ebenfalls vergeben wurden.

Um für Abwechslung zu sorgen, wurden verschiedene Spielversionen entwickelt, die eine möglichst breite Begriffsvergabe provozieren sollen. Zu empfehlen wäre etwa, zwischendurch auch einmal Karido zu spielen, das einen ganz eigenen Reiz hat und so konstruiert ist, dass Sie die Präzision Ihrer Eingaben steigern müssen. Sie können das Spiel angemeldet und unangemeldet spielen, nur dann allerdings, wenn Sie sich registrieren lassen, können Ihnen die Punkte zugeordnet werden, die Sie bei Treffern erzielen. Zur Information über das eigentlich sehr einfache Spiel können Sie auch dem Weblog verwenden, für Kommentare, Anregungen etc. Auf der Bestenliste können Sie im Übrigen sehen, wie gut Ihre Mitspieler bei der Annotationsvergabe sind.

Vielleicht werden Sie fragen, worin der Sinn des Spiels besteht. Dazu nur ein paar Sätze. Die Kunstgeschichte verfügt inzwischen über große Bilddatenbankenbestände, die teilweise in die Millionen gehen. Wenn man nicht ganz genau weiß, was man sucht, ist es sehr nützlich, über beschreibende Daten zu Bildern zu verfügen, die man für die Suche verwenden kann. Versuchen Sie in ARTigo einfach einmal, Werke zu finden, die Napoleon darstellen. Der Suchschlitz befindet sich oben rechts. Sie werden sich wundern, wie viel da zu finden ist. Alles Bilder, die von Ihnen und den Mitspielern mit dem entsprechenden Begriff versehen wurden.

Das Spiel gibt es jetzt seit fünf Jahren. In dieser Zeit wurden schon sieben Millionen Begriffe gesammelt, die unmittelbar nach Eingabe zur Suche verwendet werden können. Das ist alles das Verdienst der fleißigen Mitspieler, die andererseits eine Menge über Kunst erfahren. Wenn Sie nämlich einmal die aus fünf Werken bestehende Spielrunde durchgespielt haben, werden Sie sehen, dass Ihnen die Werke auch noch einmal mit Angaben zum Künstler, zum Werktitel und zur Datierung bzw. zum Aufbewahrungsort vorgeführt werden. Sie werden staunen, wie gut Sie sich diese Angaben merken können, wenn Sie vorher mit den entsprechenden Kunstwerken schon einmal begrifflich gearbeitet haben!


Weitere Informationen zum Projekt und zum Spiel ARTigo finden Sie auf der Website.

http://www.artigo.org

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